Weltverloren - Kriminalroman by Beate Baum

Autor:Beate Baum [Unbekannt]
Format: epub
Tags: Kriminalroman
ISBN: 9783839235164
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2010-06-26T22:00:00+00:00

Schon jetzt fühlte ich mich benutzt. Ännchen wollte sich mir öffnen, vielleicht würde sie mir etwas anvertrauen, und ich hatte zugesagt, das sofort weiterzugeben.

Ich würde genau überlegen, was ich Hantzsche wissen ließ, schwor ich mir. Er war derjenige, der unfair vorging, wenn er mein Wort für einen Verrat verlangte.

Schritte näherten sich, Hantzsche schob Ännchen in den Raum, nickte mir zu und schloss die Tür. Spontan spürte ich Beklemmungen. So fühlte es sich also an, eingesperrt zu sein. Das Mädchen streckte mir die Hand entgegen: »Guten Tag.«

»Wie geht es dir?«

Sie trug meine Jeans und mein Sweatshirt, in der linken Hand hielt sie Andys Windjacke. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass ihre blonden Haare auf der rechten Seite in einem Wirbel hochstanden.

»Mir geht es gut, Danke. Hier –« Sie streckte mir die Jacke hin. »Es tut mir so leid, alles. Ihre Sachen bekommen Sie so schnell wie möglich zurück. Und das Geld natürlich auch. Ich schäme mich so. Sie waren so gut zu mir, Sie beide, und ich habe Sie bestohlen. Ich bete jede Nacht um Vergebung.« Sie reihte die Worte aneinander wie auswendig gelernt.

»Jetzt setz dich erst mal hin. Das ist alles nicht schlimm. Du hast dir was von uns geborgt. Wir wussten doch, dass wir es wiederkriegen.«

Ich legte die Jacke auf den Tisch und nahm auf einem Stuhl Platz, nicht ohne vorher einen Blick zu dem Guckloch in der Tür zu werfen. Dort war niemand zu sehen. Marianne setzte sich mir gegenüber hin, sehr aufrecht, die Hände im Schoß, den Kopf gesenkt.

»Wo bist du denn hin von uns aus?« Auch wenn das am Montag nicht funktioniert hatte, versuchte ich es noch einmal mit den wenig verfänglichen Themen. Außerdem interessierte es mich wirklich.

»In die Laube einer Tante in Pesterwitz.«

Besser als in ein Abbruchhaus, dachte ich.

»Und – warum?«

Sie antwortete nicht.

»Marianne, du musst jetzt reden. Entweder mit mir oder mit dem Kommissar.«

Sie fixierte die Tischplatte. »Ich habe nichts getan. Nicht in dieser Nacht.«

»Und sonst?«

»Nun, der Diebstahl bei Ihnen –«

»Jetzt hör doch mal damit auf!« Vor Ungeduld war ich laut geworden. »Das war kein Diebstahl, klar? Also was hast du sonst gemacht?«

»Ich habe gesündigt.« Sie sagte das feierlich und voller Ernst. »Ich habe gelogen und mich gegen meine Eltern gestellt und gegen –«

Sie verstummte.

»Deinen Mann?«

»Nu.«

»Aber«, ich zwang mich zur Ruhe. »Das sind doch alles Dinge, die du wieder einrenken kannst. Du kannst doch beichten gehen«, glaubte ich, eine passende Idee zu haben.

»Wir gehen nicht beichten. Vergeben kann nur Gott, kein Priester«, brauste sie auf.

Da hatte sie auch wieder recht, dachte ich.

»Aber wenn dir die Menschen, um die es geht, vergeben, ist das doch schon die halbe Miete, oder?«

Sie sprang so ungestüm auf, dass der Stuhl nach hintenüberkippte. »Sie verstehen das nicht!«

Mit einem Schritt war sie an der Tür, pochte mit aller Kraft dagegen.

»Dann erklär’s mir!«, forderte ich sie auf, aber da wurde die Tür schon geöffnet und Hantzsche erschien im Rahmen.

»Gespräch beendet?«, fragte er, während er Ännchen mit seinem wuchtigen Körper den Weg versperrte.

Marianne nickte, ich zuckte die Schultern.

»Denn wollen wir mal wieder.«

Er ließ

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